Etappe: Schöpfl—Abzweigung Laaben—Laaben—Hochgschaid—Stössing—Hegerberg/Johann Enzinger Haus—Fahrafeld—Ochsenburger Hütte—Wilhelmsburg, reine Gehzeit 08:21Stunden für 34,5Kilometer, Höhenmeter im Anstieg 1164, Höhenmeter im Abstieg 1728, Wegnummer 404,
Der Abend in der Schöpfl-Hütte war noch recht interessant. Außer mir übernachteten zwei weitere Gäste: ein älterer deutscher Wanderer und ein Mann mittleren Alters, der sich als Anwalt mit eigener Kanzlei – und als glühender Impfgegner entpuppte. Der deutsche Kollege war in seinem Berufsleben bei der deutschen Gewerkschaft ver.di tätig gewesen und bezeichnete sich selbst als Marxist. Eine wirklich spannende Mischung also!
Ich hielt mich eher zurück und hörte zu, während Paul, der Hüttenwirt, geschickt versuchte, das Gespräch im Gleichgewicht zu halten, was ihm auch ausgezeichnet gelang. Ich verabschiedete mich bald von der Runde, da ich am nächsten Morgen früh starten wollte. Um 6:00 Uhr servierte mir Paul ein hervorragendes Frühstück, und ich beglich meine Rechnung, die mit Essen und Getränken in der Höhe von 78 € mehr als moderat ausfiel.
Kurz vor 7:00 Uhr machte ich mich über den H. Gith-Steig an den Abstieg vom Schöpfl. Das Schöpfl-Schutzhaus kann ich nur wärmstens weiterempfehlen: Paul und seine Frau Auguste sind ausgesprochen nette und herzliche Menschen, der Service ist ausgezeichnet, und die Preise sind wirklich moderat.
Nach rund 20 Minuten war ich im Tal und setzte meine Wanderung Richtung Brand-Laaben fort. Vorbei am Pferdehof Kratzberg führte mich der 04er-Weg in den Ort Laaben und weiter durch das Waldgebiet Pyrath in Richtung Hochgschaid. Der Weg begann zu steigen; ich passierte das Gehöft Reschreit, dann die Reschreiter-Kapelle, umging den Windbichlerkogel und erreichte schließlich die Ansiedlung Hochgschaid.
Das Wetter war auch heute wieder sonnig, doch wehte abschnittsweise ein kühler, unangenehmer Wind – besonders im Bereich rund um Hochgschaid. Für längere Zeit waren Jacke, Haube und Handschuhe angesagt. Seit Längerem war die Wegnummer 19 richtungsweisend; die 04er-Markierungen waren etwas spärlich, insgesamt war der Weg aber gut und ausreichend beschildert.
Hochgschaid war rasch durchquert, dann führte der Weg wieder in das Waldgebiet rund um den Schönberg. Nach dem Ödhof ging es über eine Wiese hinunter in den Ort Stössing. Die Wegführung ist in diesem Bereich etwas unklar, doch ich hielt mich einfach bergab in die Ortschaft. Gegenüber der Kirche ging es weiter – der Weg ist dort nicht auf den ersten Blick zu finden.
Heute wurde mir der Weg zunächst durch Pferde versperrt. Ich überlegte kurz, einen kleinen Umweg zu machen, stieg dann aber zu den Tieren in die Koppel und ging weiter. Gleich nach der Pferdekoppel wurde es richtig steil: Zuerst über Wiesen, dann entlang des Waldrands – die rund 200 Höhenmeter hatten es in sich.
Ich kam an mehreren Gehöften vorbei, dann mündete der Weg, der hier auch als Elsbeer-Wanderweg bezeichnet ist, in eine Asphaltstraße, die mich zum Johann-Enzinger-Haus auf dem Hegerberg brachte. Nach rund vier Stunden Gehzeit hatte ich etwa die Hälfte der heutigen Etappe geschafft. Im Enzinger-Haus gab es wieder einen Stempel und eine kurze Rast.
Danach ging es weiter – am großen Sendemast vorbei durch das Waldgebiet des Hegerbergs in Richtung Fahrafeld. Nach dem kleinen Ort folgte eine lange Wanderung durch den Kyrnberger Wald. Auf schönen Waldwegen und Forststraßen ging es dahin bis zum Schloss Wald. Dort überquerte ich die Straße und begann den Aufstieg Richtung Buchberg – und das wurde zu einer wirklich unangenehmen Angelegenheit.
Ein kurzes Stück nach der Ortschaft Wald verlässt der 04er-Weg die Forststraße und führt längere Zeit durch freies Gelände. In diesem Abschnitt ist der Weg völlig zerstört: Harvester und andere Forstmaschinen haben tiefe Spuren hinterlassen. Der lehmige Untergrund ist rutschig und in keiner Weise gepflegt. Der Weg führt lange und teilweise steil bergauf, äußerst mühsam und schwer zu begehen. Bei Regen ist er sicher unpassierbar.
Mein Tipp: Wenn es nicht unbedingt sein muss, diesen Abschnitt meiden und eine Alternativroute suchen!
Ich allerdings kämpfte mich durch diese Dreckspiste hinauf, versaute mir Schuhe und Kleidung, erreichte aber schließlich das Gehöft Draxelhof und damit wieder begehbares Terrain. Von hier führte der Weg noch ein gutes Stück über die Rudolfshöhe, bis ich endlich die Ochsenburger Hütte erreichte. Eine beliebte Ausflugshütte, wie sich zeigte: viele Wanderer, tolle Aussicht, schöne Lage.
Inzwischen war es etwa 14:30 Uhr. Ich war bereits siebeneinhalb Stunden unterwegs und hatte 31 Kilometer zurückgelegt. Jetzt war das Ende aber in Sicht, rund drei Kilometer trennten mich noch von Wilhelmsburg. Zum dritten Mal erreichte ich nun diese Stadt. Der Weg mit der Nummer 622 führte mich noch einmal durch ein Waldgebiet hinunter zur Bahnstation Kreisbach. Kurz vor 16:00 Uhr kam ich bei der Haltestelle an, und um 16:37 Uhr saß ich im Zug nach St. Pölten.
Es waren vier sehr schöne, intensive Wandertage durch den herbstlichen Wienerwald. Wenn das Wetter mitspielt, möchte ich meine Wanderung am Voralpenweg 04 noch im November fortsetzen.