8. Tag 18. Juli 2015 – Wasserknappheit und Sam-Adam`s in Westpoint/Highland Falls

Etappe: Fingerboard Shelter – Highland Falls /Westpoint – 15,5Mi

Geschlafen habe ich gut, eigentlich zu gut, da ich erst um kurz vor 06:00 Uhr aus den Federn kam wenn man den groben Holzboden so bezeichnen darf. Die Qualität der Shelter nimmt rasant ab keine Wasserquellen, keine Toilette, keine Bärensicherungen, weder Box noch Poles, rustikale Steinkonstruktionen ohne jeglichen Schnörkel! Also übliche Morgenarbeit, dann als ich gerade weggehen will, erweist sich meine Langschläferei als Vorteil, da es schlagartig stark zu regnen beginnt! Jetzt heißt es erst einmal abwarten.

Mein junger Kollege Shredder der bisher noch geschlafen hatte, kriecht nun auch aus dem Schlafsack. Ich mache ihm den Vorschlag noch Kaffee zu kochen, allerdings müsste er das Wasser bereitstellen. Er willigt ein und ich setzte nochmals Kaffeewasser auf. Apropos Wasser. Ich war mit Trinkwasser knapp, ziemlich knapp, vielleicht noch ein halber Liter. Da es voll regnete rann das Regenwasser in Strömen vom Dach. Im Nu hatte ich 1L aufgesammelt. Reinigungstabletten rein und schon sah mein Wasservorrat deutlich besser aus! Zwischenzeitlich kochte das Kaffeewasser, ich brühte Kaffee auf, gab Shredder eine Tasse voll ab und wartete auf das Ende des Regens. Shredder holte sich über das Handy die Wetterprognose für heute und meinte rain-on-off. Damit sollte er aber nicht Recht haben! Angesichts dieser Prognose und des nach wie vor bedeckten Himmels warf ich meinen Regenponcho über und ging um 08:20 Uhr los! Die Felsen waren nass, der Boden morastig, also aufgepasst!

Ich wollte heute Fort Montgomery bzw Bear Mountain erreichen, beide Orte liegen knapp beieinander um dort einen Ruhetag zu machen. Nicht zuletzt um meinen blasengeplagten Füssen eine Erholungspause zu gönnen. Vorsichtig ging es dahin, der Regen hörte ganz auf und die Sonne kam langsam durch. Daher weg mit dem Poncho und Ausschau halten nach Wasser. Nach ca. 3,4M kam ich an einen Bach mit vernünftiger Fließgeschwindigkeit vorbei und fühlte meine Trinkblase bis zum Rand mit Wasser auf. Ich bin froh, dass ich zur Wasseraufbereitung sowohl den Filter, als auch chemische Mittel habe, die ich beide einsetze. Vom Höhenprofil galt es heute 3 Mountains zu überqueren zum Vergleich gestern waren es fünf. Zur Krönung wartete aber heute am Ende der Bear Mountain.

Beim William Brien Memorial Shelter legte ich eine Rast ein und traf GreenBay. Wir plauderten ein bisschen, dann sagt ich ihr meinen Trailnamen und sie meinte dann Oh, you are CoffeeMaker – I know your Homepage! Da war ich aber sprachlos! Da triffst du jemanden mitten in den Appalachen der dich aus dem Internet kennt! Ja, Ja wir leben halt alle in einem globalen Dorf. Dann ging es weiter, zur Wegbeschaffenheit  ist schon alles gesagt. Zwischenzeitlich war der schönste Sommertag angebrochen und es war heiß! Ca. 4 Meilen vor dem letzten Berg, war der Beechy Bottom Brook die letzte gute Möglichkeit Wasser aufzunehmen. Ein entgegenkommender SOBO wies mich darauf hin und ich hatte wieder 3L Wasser am Rücken in der Trinkblase. Das gibt ein gutes Gefühl, heißt aber auch, dass du ständig 3 Kg mehr Gewicht mit dir rumträgst.

Zwischendurch noch eine Story nach dem Motto ich geh mal schnell mit dem GPS den Appalachian Trail. Heute gab es einen Abschnitt, da verlief der Appalachian Trail ein relativ langes Stück gemeinsam mit einem regionalen Wanderweg; d.h. es gab immer 2 Markierungen an den Felsen oder Bäumen; oben die weiße Hauptmarkierung für den Appalachian Trail, darunter die blaue Markierung für den Regionalwanderweg. Da kommt mir ein junger Mensch entgegen, völlig durchschwitzt, hochroter Kopf, Handy in der Hand und offensichtlich schon leicht panisch! Er fragt mich nach einer Seitenstraße, dort habe er sein Auto stehen und er könne die Straße nicht mehr finden. Ich erkläre ihm, dass ich grundsätzlich ebenfalls ortsunkundig bin, wir schauen in meinem Data-Buch nach, aber auch da gibt es keinen brauchbaren Hinweis. Ich frage ihn noch ob er genug Trinkwasser habe, er nickt und ich gehe weiter! Der Trail führt abwärts und kommt beim Seven-Lakes-Drive-Parkplatz heraus.

Dort sitzt eine Männerrunde in ihren Campingsesseln und vergönnt sich ein Bier. Sie bieten mir auch ein Bier an und nachdem ich seit 7 Tagen nur Wasser und Kaffee getrunken habe, kann ich nicht widerstehen. Die Jungs sind wie sich herausstellt Freiwillige die den Appalachian Trail erhalten und pflegen. Wir plaudern eine geraume Zeit, ich trinke mein Samuel Adams aus, bedanke mich auf das Herzlichste und nehme den letzten und höchsten Berg der heutigen Etappe in Angriff. Der Bear-Mountain verlangt mir die letzten Körner ab die ich für heute noch hatte. Das schrägste ist es führt eine Straße hinauf zu einer Aussichtswarte und es waren jede Menge Menschen am Gipfel!

Ach ja heute verlief der Trail nicht weit von der Mega-City-New York entfernt. Dann so gegen 17:30 Uhr hatte ich es geschafft. Wurde auch Zeit den die Blasen an meinen Füßen schmerzten schon heftig, obwohl ich schon einmal während des Tages die Pflaster gewechselt hatte. Aber es ging ja weiter, ich musste mir ein Quartier suchen. So befragte ich mein Guidebook und probierte es vorerst mit dem Holiday-Inn-Express. Auf meine Frage ob es ein Zimmer für 2 Nächte gäbe, erklärte mir ein wohlgekleideter, junger Mensch, nachdem er mich in meiner Wanderkleidung begutachtet hatte, dass leider alle Zimmer belegt seien. OK, mit dem Gefühl diskriminiert geworden zu sein, klapperte ich alle anderen Motels, Hostels, Inns usw. ab; leider waren keine Zimmer frei. Meine einzige Hoffnung war eine Econo-Lodge, die lag allerdings einige Meilen von Fort Montgomery bzw. Bear Mountain entfernt. So fragt ich mich Meile für Meile durch und landete schließlich in Highland Falls-/Westpoint und ich hatte Glück!

Im Westpoint Motel war ein Zimmer für mich frei! Ein geräumiges, schönes Zimmer zum Preis von $ 126 ist OK! Feilschen wäre sowieso nicht drinnen gewesen! Mensch war ich froh ich hatte ein Zimmer! Die erste große Wohltat war, nachdem ich den Rucksack ausgeräumt hatte, na was wohl? Natürlich Duschen und das ziemlich lange! Nachdem ich auf Stadtkleidung gewechselt hatte stellte ich fest, dass meine Zimmernachbarn 3 Jungs vom A.T. waren, die ich die letzten Tage mehrmals getroffen hatte. Alle echte NOBOS und gute Typen.

Wir verabredeten uns auf ein Abendbier. Dann ging ich noch ein bisschen schauen und stellte fest, dass ganz in der Nähe ein guter Einkaufsmarkt ist. An der Salatbar stellte ich mir einen gemischten Salat zusammen, kaufte Äpfel, ließ mir von einer total netten Verkäuferin zuerst erklären wie man richtig ein Sandwich bestellt und anschließend 2 Stück davon herrichten, es gab Cliff-Barres, Kaffee, natürlich Softdrinks und ein 6er-Tragerl Samuel Adams für das Abendbier mit den Kollegen. Ich brachte die Sachen in mein Zimmer, klopfte bei den Nachbarn an und wir setzten uns nach draußen und tranken zusammen Bier. Einer der Jungs mailte mir seinen Blogg, ich zeigte ihm meine Homepage und wir hatten Spaß. Morgen geht es zur Wäscherei, dann noch Lebensmittel besorgen und hoffentlich bleibt viel Zeit zum Ausruhen!