44. Tag 12. August 2017- frisches ofenwarmes Brot und selbstgemachter Käse!

Etappe: Jenny Knob Shelter – Sugar Run Gap/Woods Hole Hostel – 21,7Mi / 35Km

Eigentlich hatte ich ja eine kurze Etappe vor, 14,5Mi zum Wapiti Shelter. Ich fragte Mary was ihr Ziel für heute sei, das Woods Hole Hostel war ihre Antwort. Ich überlegte kurz beim Hostel wollte ich erst übermorgen sei aber was soll´s! Wenn der Weg es zuläßt, probier ich auch heute wieder eine lange Strecke.

Gleich vorweg die 3 wichtigsten JA!  JA, es hat auch heute  wieder geregnet! JA, ich wurde naß! JA, es ist immer noch ein Scheißwetter! Und, alle zufrieden jetzt? Also nichts wie rein in den grauen mit Wolken bedeckten Morgen. Der Trail war extrem gutmütig in der Streckenführung und den Höhenmetern. Über viele Meilen gerade, eben verlaufend, also richtig einladend für Power-Wandern! Was ich dann auch ausgiebig tat! 14,4Mi bis zum Wapiti Shelter in 5,5Stunden! Nach dem Wapiti Shelter standen noch 7,3 Mi bevor und es ging wieder ans Höhenmeter machen. Der erste Anstieg ging über 3,2Mi von 2622ff auf 4023ff. Keine Kehren, keine sanfte Steigung es ging kerzengerade bergauf! So jetzt hatte ich also Reisehöhe gewonnen und es konnte weitergehen. Weiter ging es allerdings mit Regen! Da gibt es keine Vorwarnung! Die Wolken entleeren sich wie aus dem Nichts! Eine halbe Stunde bot  mit Bruder Baum halbwegs trockenen Unterschlupf! Aber ich mußte ja weiter! Also streifte ich mir meinen Plastik-Regen-Poncho über, checkte den Rucksack nochmals, die Regenhose hatte ich sowie die ganze Zeit über an!

 

Dann konnte es weiter gehen. Ich habe ja schon mal darauf hingewiesen, dass ich durchaus gerne im Regen gehe. Unter diesem Aspekt ist die diesjährige Etappenwanderung ein voller Erfolg! Nein, vergesst es! Ich hatte bereits seit 2 Tagen naße Schuhe, Socken, völlig aufgeweichte  Füsse und alles andere war zumindest feucht! Mein psychischer Zustand war auch nicht der Beste und es galt trotzdem volle Konzentration beim Gehen aufzubringen, da der Untergrund nur mehr aus naßen Felsen, Wurzeln, Schlamm bestand.

 

Ich muß nochmals auf meinen  Salomon-Schuh zu sprechen kommen. Der hält wirklich auf jeden Untergrund, der schiere Wahnsinn! Als dann bei strömenden Regen auch noch die Sonne  herauskam, wurde ich schon etwas ungehalten. Aber wenigstens der Appalachian Trail verlief moderat weiter. Jetzt allerdings wieder auf einer Höhe von 4000ff, auf einer Strecke von 3,5Mi. Dann ging es langsam wieder runter Richtung Woods Hole Hostel. Ich war fast etwas erschrocken als mir 2 richtige Durchgeher mit schwerem Gepäck entgegen kamen. Auch die 2 sahen mich erstaunt an. Sie waren sogenannte Flipp-Flopper, dh zuerst sind sie von Harpers Ferry in West Virginia, das ist die Hälfte des Appalachian Trail, bis zum Mt. Kathadin in Maine gegangen; dann zurück nach Harpers Ferry gefahren und von dort gehen sie nun südwärts zum Springer Mountain.

 

Heute ist zwar Wochenende, aber bei diesem Wetter sind auch keine Tageswanderer unterwegs. Die letzten 3 Tage wanderte ich zwar mit Mary; dh wir trafen uns abends immer am Shelter, aber sonst war ich tagelang alleine  unterwegs! Dann um ca. 17:00 Uhr war es geschafft, ich war beim Sugar Run Gap. Jetzt waren es nur mehr 0,5Mi bis zum Hostel! Diese 0,5Mi ging es allerdings steil eine Strasse runter. Hoffentlich bringt mich morgen wieder wer  von den netten Menschen zurück zum Trail. Nett, ganz Nett sind die Betreiber des Woods Hole Hostels, nicht zuletzt deswegen, da das Haus wegen Umbauarbeiten nämlich geschlossen war und ich trotzdem im Bunk-House übernachten durfte. Nett sind sie auch deswegen, weil ich zum Essen frisch gebackenes Brot und ein großes Stück Mozarella Käse bekam. Wunderbar war auch, dass ich den Trockner benutzen durfte und meine Sachen, zwar nicht gewaschen, aber wieder trocken sind.

 

Höhepunkt des Tages war natürlich duschen, richtig duschen mit heißem Wasser und das ganz, ganz lange. Dieses Wonnegefühl ist kaum auszuhalten. Die ganze Anlage hier, es ist eines der schönsten Hostels bisher am Trail, ist ein Bio-Bauernhof, mit Ziegen, Gänsen, Schweinen, Kühen und großem Garten. Auch heute habe ich viel an meine arme Frau gedacht. Leider gibt es hier kein Wifi, sodass ich erst Morgen in Pearisburg Kontakt mit meiner Familie aufnehmen kann. Dann werden wir auch gemeinsam eine Entscheidung treffen, ob ich nach 623Mi den Appalachian Trail verlasse oder ihn noch 200Mi weitergehe. Mit den 623Mi ist auch die 1.000KM-Marke geknackt. Ja und jetzt ist es 21:20Uhr, ich sitze auf der Veranda vom Bunkhouse und warte auf Mary! Sie hat mich heute auf die Idee gebracht bis zum Woods Hole Hostel durchzugehen. Aber sie wird nicht mehr kommen! Ich hoffe sie ist sicher und gesund und vor allem trocken im letzten Shelter geblieben. Ich glaube aber wir werden uns in Pearisburg nochmals treffen. Ich werde voraussichtlich im selben Hostel bleiben wie Mary, die in Pearisburg ihre Wanderung beenden wird.