25. Tag am Südalpenweg 03—5. September 2025 – Varianten – die Qual der Wahl!

Etappe: Obstansersee Hütte—Roßkopftörl—Tscharrhütte—Hintersattel—Filmoor Standschützenhütte—Heretriegel—Porze Hüttte,  reine Gehzeit 06:28Stunden für 14Kilometer, 947Höhenmeter im Anstieg, 1329Höhenmeter im Abstieg,  WegNr   403, Via Alpina

Obwohl ich vom Vortag reichlich Schlafdefizit mitbrachte, war die Nacht im überfüllten Mehrbettzimmer kaum erholsam. Die Luft stickig, das Schnarchen vielstimmig, jedes Rascheln und Räuspern unüberhörbar, so ist es wohl, wenn zu viele Menschen sich einen viel zu kleinen Raum teilen müssen. Irgendwann fiel ich dann doch für einige Stunden in Schlaf.

Um 6:15 Uhr war die Nacht vorbei. Der Rucksack war rasch gepackt, und ich begab mich zum Frühstück, ein Unterfangen, das selbst für einen Becher Kaffee Geduld verlangte. Alles dauerte viel zu lange, und so kam ich erst nach acht Uhr hinaus auf den Weg. Gleich hinter der Obstansersee Hütte stellte sich eine Entscheidung: dem Originalweg 403 über das Roßkopftörl folgen oder die Variante 403A über die Pfannspitze wählen. Ich entschied mich für das Original und merkte bald, dass es die falsche Wahl war. Der Variantenweg hätte die Zeit um eine Stunde verkürzt und wäre deutlich leichter und sicherer gewesen. Stattdessen warteten 200 steile Höhenmeter hinauf zum Roßkopftörl – Morgensport der ganz besonderen Art.

Doch das eigentliche Desaster begann erst oben: 500 Höhenmeter durch schwieriges Gelände hinab zur Tscharrhütte. Ein Abstieg, der meine volle Konzentration forderte. Jeder Schritt musste sitzen, denn Sturzgefahr begleitete mich ständig. Bei Nässe wäre dieser Steig, so scheint mir, kaum begehbar. Erschöpft, aber unverletzt, erreichte ich schließlich die kleine Notunterkunft. Von dort stieg der Weg erneut an lang, steil, fordernd, hinauf durch die Tscharrsenke bis zum Hintersattel auf 2400 Meter. Es war eine echte Herausforderung, und doch wurde sie von einer großartigen Kulisse begleitet: dem mächtigen Kinigatmassiv, dessen Gipfel, Großer und Kleiner Kinigat, wie stille Riesen über meinen Weg wachten.

Allen Nachfolgenden gebe ich einen klaren Rat: Auf der Etappe Obstansersee Hütte – Porze Hütte stets die Variante 403A wählen.

 

Vom Hintersattel führte der Weg zur Filmoor-Standschützenhütte. Ich wollte dort nicht nur meinen Stempel,   sondern auch einen Kaffee – doch der Hüttenwirt war missmutig, und so blieb mir nur eine kurze Rast. Ohne weitere Verzögerung setzte ich meinen Weg fort, denn für den Nachmittag war Regen angesagt, und ich wollte unbedingt trocken zur Porze Hütte gelangen.

Das Wetter zeigte sich bis dahin gnädig: kein strahlender Sonnenschein, aber angenehme Temperaturen, fast windstill, ein Himmel in leichten Grautönen. Ein ideales Wanderwetter, das die Schritte leichter machte. Von der Filmoor-Standschützenhütte führte der Steig durch ein weites Almgebiet, vorbei am Oberen Stuckensee.

Dann stieg er stetig an Richtung Heretriegel, begleitet von Sträuchern voller reifer Heidelbeeren, die den Hang blau und schwarz punktierten. Oben angekommen, lag die Porze Hütte bereits im Blick – und doch noch weit entfernt. Der 403er Weg schwenkte nach rechts ab, führte über die sogenannte Breitwiese steil und seilversichert hinab, ehe er wieder anstieg.

Zwischen Heretriegel und Porze Hütte trägt der 403er auch den stolzen Namen „Osttirol 360° – Austria Skyline Trail“. Ein klingender Titel, und doch blieb er für mich an diesem Tag vor allem ein langer, fordernder Weg. Gegen 14:30 Uhr erreichte ich schließlich die Hütte, trocken, was mir fast das Wichtigste war.

Die Hütte füllte sich nach und nach, und gegen 17 Uhr brach das angekündigte Schlechtwetter herein: ein plötzlicher Starkregen, der mit Macht über die Berge zog. Ich war froh, schon unter Dach zu sein. Diesmal bekam ich ein Hochbett mit einer steilen Leiter und ich hoffte still, dass die Nacht mir gnädig sein und mich nicht allzu oft zum Gang auf die Toilette zwingen würde.