Etappe: Zollnersee Hütte—Köderkopf—Obere Spielbodenalm—Plöckenhaus—Valentinalm—reine Gehzeit 08:58Stunden für 20Kilometer, 1123Höhenmeter im Anstieg, 1717Höhenmeter im Abstieg, WegNr 403, Via Alpina
Stürmische Winde bestimmten die Nacht. Trotzdem haben wir gut geschlafen. Um 6 Uhr war für mich Schluss mit Schlafen, ich packte meinen Rucksack, machte meine Morgentoilette und weckte anschließend Dominik.
Das Frühstück war, wie die Zollnerseehütte, einfach gut. Die freundlichen Wirtsleute verabschiedeten uns in einen kühlen Morgen: 6°C, gefühlt durch den starken Wind deutlich weniger.
Von der Zollnerseehütte führte uns der 03er-Weg über ein weites Wiesenplateau zunächst in Richtung Hoher und Kleiner Trieb, bog dann nach rechts ab und mündete in ein steil abfallendes Gelände. So erreichten wir schließlich die Obere Bischofsalm. Hier zweigt der 03er-Weg nach links ab, ein kleiner Bach wird überquert, und es beginnt der lange Anstieg entlang des Kohlhofgrabens.
Auf schmalem Steig mussten wir den tief eingeschnittenen Graben bis zum Talschluss auslaufen. Der in der Karte auch als Pramosioweg bezeichnete Pfad war dicht bewaldet bzw. bewachsen und wies zahlreiche ausgesetzte Passagen auf. Gehen mit allen Sinnen war angesagt. Glücklicherweise war der Steig frisch ausgemäht, am Wochenende findet hier der Gailtaler Monster-Berglauf statt. Ich bin mir in meiner Bewertung nicht sicher: Sind Menschen, die solche Passagen laufend bewältigen, zu bewundern – oder …?
Im hintersten Winkel des Grabens passierten wir die Abzweigung zum Kronhofer Törl. Unser Weg führte jedoch rechts weiter, dem nordseitigen Hang des Kronhofgrabens folgend. Über felsdurchsetztes Gelände erreichten wir die verfallene Köderalm. Wir mussten einige Gräben und Rinnen queren, passierten eine einzelne, kleine Almhütte, dann ging es hinein in die steile, ostseitige Hangmulde des Köderkopfs.
Der Aufstieg war sehr steil; viele Felsen, Büsche und Erlen machten ihn zu einer äußerst anstrengenden Angelegenheit. So kämpften wir uns Schritt für Schritt nach oben. Dominik gab das Tempo vor, ich versuchte mitzuhalten, musste jedoch viele Pausen einlegen. Nach 4,5 Stunden und rund 9 Kilometern hatten wir es schließlich geschafft: Wir erreichten das Ködertörl, einen schmalen Sattel bzw. Gratübergang.
Zum Gipfel des Köderkopfs auf 2.167 m war es von dort nur mehr ein kurzer Anstieg, den wir natürlich mitnahmen. Dann war Mittagspause angesagt. Das gesamte Gipfelplateau war von Schützengräben und Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg durchzogen. Wir suchten uns ein windgeschütztes Plätzchen und kochten: wunderbare Fertiggerichte und Kaffee, die ideale Stärkung für den weiteren Weg.
Der Abstieg vom Köderkopf war, wie der Aufstieg, sehr fordernd. Durch felsdurchsetzte Gras- und Buschhänge ging es steil bergab. Wir mussten uns durch von Erlen bewachsene, teils völlig verwachsene Passagen tasten. Diese Hangquerungen stellten die Schlüsselpassagen der heutigen Etappe dar.
Nachdem wir diese lange Hangquerung hinter uns gelassen hatten, passierten wir die verfallene Obere Tschintemuntalm. Anschließend folgte eine weitere Querung, die Flanke des Elferspitz war zu überwinden. Diese Passage war jedoch deutlich angenehmer zu gehen. Ohne wesentliche Höhenunterschiede verlief der Weg hoch über dem Angertal zur Oberen Spielbodenalm. Danach ging es bergab über Wiesen- und Waldsteige zur verfallenen Unteren Spielbodenalm, und schließlich erreichten wir das Angertal und den Grünsee.
Dem Grünsee entlang wanderten wir auf breiter Schotterstraße zum (leider geschlossenen) Plöckenhaus an der Bundesstraße. Gleich dahinter führt der 03er-Weg weiter durch ein Feuchtgebiet, steigt dann durch den Wald hinauf zur Theresienhöhe und verläuft anschließend moderat hinab zum Gasthof Valentinalm.
Es war eine lange, tagfüllende Etappe oft auf kleinen, teils verwachsenen Pfaden durch Matten- und Strauchgelände. Die langen Hangquerungen waren abschüssig, Trittsicherheit war unbedingt erforderlich. Der Karnische Höhenweg präsentierte sich heute besonders urwüchsig und einsam.