10. Tag 25. Juli 2016 – Wasserknappheit, Trail-Angels und Natur pur

Tagesetappe: Velvet Rocks Shelter – Trapper John Shelter – 15Mi

Geschlafen habe ich in meinem Multi-Shelter eigentlich ganz gut. 05:20 Uhr war Weckzeit. Zusammenräumen, Rucksack packen und schon ist es fast 07:00 Uhr. Zu meinem Bivy-Bag sei angemerkt, dass er gut funktioniert. Einzig der Einstieg setzt allerdings eine gewisse Gelenkigkeit voraus. Besonders beim nächtlichen Gang aufs WC bereitet dies oft Schwierigkeiten. Ansonsten gibt es mit dem Bivy-Bag keine Probleme. Wenn es in der Nacht nicht zu stark abkühlt braucht man keinen zusätzlichen Schlafsack.

Um 07:00 Uhr war ich somit wieder auf dem Trail. Das Wetter war weiterhin schön, der Appalachian Trail verlief moderat, die Hügel-/Berge waren heute nicht zu hoch, da ging es wieder ans Meilen machen. Bis Mittag hatte ich bereits 10Mi hinter mir und ich dachte kurz daran einen 20ziger anzusagen! Aber nein,  war nicht notwendig! Meine Tagesetappe betrug sowieso 15Mi. Ein größeres Problem stellte die Versorgung mit Trinkwasser dar. Ich hatte mir ja bereits gestern von einem Haus Wasser besorgt und den Großteil davon in mein Trinksystem gegeben. So hatte ich beim Start nicht ganz 2L dabei. Nach 4Mi kam ich zu einem Bach der fließend Wasser führte, dachte mir aber OK, ist noch zu früh, da wird sich sicher noch etwas später eine Gelegenheit zum Wasser aufnehmen ergeben! Irrtum! Entlang der nächsten 11Mi war weit und breit keine vernünftige Wasserquelle zu finden. Alle verzeichneten Quellen, Bäche, Flüsse, waren trocken. Meine Rettung waren Tageswanderer, die ich kurz vor ihrem PKW traf und die mir ihre verbliebenen Wasservorräte überließen und der Trailangel Jack, der an einem Trailzugang saß und Wasser und Softdrinks verteilte.

 

So kam ich trotz hohem Wasserverbrauch gut durch. Es war heiß und richtig schweißtreibend. Ich war völlig durchschwitzt! T-Shirt, Hose, ja selbst die Socken alles war klatsch naß. Zuletzt kam noch ein richtig Kräfte zerrender Anstieg, Holts Ledge heißt dieser Energieräuber. Gut 700m hoch, geht aber so richtig in die Knochen! Die Gegenleistung für diese Schinderei war eine atemberaubende Aussicht! Gegen 16:00 Uhr war ich am Trapper John Shelter. Ich hatte den Shelter für mich alleine.

Da ich in den letzten Tagen schon einen abenteuerlichen Körpergeruch entwickelt hatte, beschloss ich mich gründlich zu waschen. Gleich hinter dem Shelter war ein Bach, der zwar auch kein fließend Wasser führte, aber mehrere große Becken mit stehendem Wasser aufwies. Eines dieser Becken diente mir als Badewanne. Ich schüttete mir mehrere Flaschen Wasser über den Kopf und Körper, seifte mich ein und duschte wiederum kalt ab. Es war eine Wohltat! Dann wechselte ich am Shelter noch die Kleidung, fast wie im Urlaub! Zu Essen gab es Beef-Stroganov + Nudelsuppe, dann Kaffee+top tarts. Den Kaffee trank ich wieder mit Yeti, dem jungen Kanadier. In der Zwischenzeit waren viele Wanderer gekommen, es hatte kurz geregnet und die guy´s hatten ein Lagerfeuer gestartet. Also Natur pur!