25. Tag 4. August 2015 – Story Spring Shelter – Spruce Peak Shelter

Etappe: Story Spring Shelter – Spruce Peak Shelter – 18,3Mi

Die Nacht war durchwachsen und hauptsächlich nass! Gegen Mitternacht zog ein weiteres Gewitter auf und es gab herrliche Blitze, aber an Schlaf war nicht zu denken. Positiv war, dass die Hängematte selbst, der Inhalt, also ich und die meisten Sachen die ich unter das Tarp gehängt hatte, trocken blieben. Irgendwie schaffte ich es dann doch ein paar Stunden zu schlafen. Um 05:00 Uhr war es dann wieder vorbei. Ich dachte ich sei der Erste an diesem Morgen, aber Preacher war schon fleißig am Packen und bereits abmarschbereit.

Ich erzählte ihm von meinen Nahrungsmittelproblemen, insbesondere dass ich keine Snacks mehr hatte und er gab mir einige Schokoriegel. Vielen Dank du freundlicher Prediger! Auch ich fing widerwillig an meine Schlafstätte abzubauen. 

Funktionierte aber ganz gut, man lässt das Überzelt stehen, räumt darunter alle Sachen weg und zu Letzt das meist nasse Überzelt. Der Höhepunkt am Morgen besteht immer darin, die feuchten verschwitzten, stinkenden Kleidungsstücke anzuziehen. Wenn du dies ohne Brechreiz schaffst, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen! Die anderen Mitglieder unser Wander-Gruppe – Low Profile erfand dafür den Namen Hiking-A.T.-50+, waren auch schon auf den Beinen! Kaffee gab es heute Morgen ausnahmsweise keinen. Wie gesagt, in der Nacht hatte es stark geregnet, der Trail war wieder zu einer gefährlichen Angelegenheit geworden. Noch dazu stand gleich der Mt. Stratton als höchster Berg in Vermont am Programm. Ich beschloss daher heute zumindest am Vormittag alleine und langsam zu gehen. Ich hatte Angst wiederum zu stürzen. Dies teilte ich den Anderen mit und es wurde ausgemacht, dass sie am Gipfel auf mich warten. 3 Stunden dauerte der Aufstieg zum Gipfel des Mt. Stratton. Auf den Weg dorthin kreuzte der Appalachian Trail einen Parkplatz. Dort traf ich ein junges Paar wieder, welches am Vorabend am Shelter noch kundgetan hatte, dass es den Long Trail nach Kanada gehen wolle, aber offensichtlich nach der ersten Nacht dieses Vorhaben aufgegeben hatte.

Ich fragte ob sie zufällig nach Manchester fahren würden, da ich keine Lebensmittel mehr hatte. Sofort überließen die Beiden mir freundlicherweise einen Teil ihrer Trailnahrung. Da waren: getrocknete Mangos, Orangen, Nüsse, Rosinen, Rindfleisch usw.; d.h. die beiden jungen Menschen hatten, so wie ich bei der ersten Etappenwanderung, keine Ahnung wie man sich auf einen Trail einigermaßen richtig ernährt! Egal, ich hatte für diesen Tag genug Snacks! So schaffte ich es dann auch auf den Gipfel des Mt. Stratton und wurde dort von der Caretakerin begrüßt. Der Rest meiner Wandergruppe war bereits am Gipfel und wir machten eine längere Pause. Am Gipfel stand ein Firetower der bis 1920 besetzt war, die jeweilige Mannschaft wohnte in einer einfachen Hütte in der Nähe des Turmes. In dieser Hütte verbringt die Caretakerin 3 Monate im Jahr auf den Mt. Stratton. Ich bestieg dann noch den Firetower. Oben angekommen bot sich mir ein überwältigendes Panorama. Unendliche Weite! Soweit das Auge blicken konnte Wälder, Berge, Seen! Ich war in der Mitte von Nirgendwo gelandet! Fotos können diese Eindrücke nicht vermitteln, nicht rüberbringen! Das muss man einfach selbst gesehen haben! Nach ca. 1 Stunde setzte sich unser Trupp wieder in Bewegung. Nächstes Ziel war der Stratton Pond, FreeByrd wollte noch schwimmen gehen. Gesagt getan, aber so richtig warm dürfte der Gebirgssee nicht gewesen sein! Den Rest der Strecke, die übrigens mit 18 Meilen gut bemessen war, teilte sich die Gruppe auf. 

 

Ich ging eine ganze Weile mit Mado, der kommt aus Süd-Dakota und wir erreichten so gegen 17:00 Uhr den Shelter. Eines wäre noch anzumerken. Ich verstehe jetzt warum im Guidbook darauf hingewiesen wird, dass man Hiking in mud seasons in Vermont vermeiden sollte. Der nächtliche Regen hatte eine Besonderheit des A.T. hervorgebracht mud holes – Schlammlöcher! Eines nach dem anderen, teilweise über längere Strecken, in kurzen Abständen, manche wirklich tief. Es galt also nicht nur auf nasse rutschige Felsen und Wurzeln aufzupassen, sondern auch die trockensten Wege durch den Schlamm zu suchen! Und, wenn der Tag auch sonnig wurde, im Wald blieb die Wegbeschaffenheit gefährlich. Der Shelter war natürlich voll mit jungen Menschen, daher bezogen wir wieder ein Camp! Hängematten Zeit!

 

 

Morgen geht es noch ein kurzes Stück, 2,5 Meilen zur Straße Vt 30/11 und dann per Anhalter(hoffentlich) in die Stadt Manchester. Alle, außer Mado, machen einen zero-day/Ruhetag. Für mich heißt dies allerdings auch das Ende meiner diesjährigen Wanderung auf dem Appalachian Trail. Es zahlt sich nicht mehr aus für 2 Tage auf den Trail zurück zu kehren, da ich ohnehin am 9.8.2015 zur Tibbi nach Ipswich fahre. Ich bin mit meinem Streckenergebnis sehr zufrieden. Das gemeinsame wandern mit echten NOBOS hat mir auch Eindrücke in das Leben von Weitwanderern verschafft. Mein Respekt vor den Thru-Hikern, den Durchgehern,  ist wirklich groß! Sie machen einen großen Job!

Appalachian Trail
A.T.-50+ - CofffeeMaker, Low Profile, Mado, FreeByrd, Preacher